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Meditatives Gehen / Laufen
Bewusst und achtsam 'in Bewegung'
Meditatives Gehen unterscheidet
sich äußerlich kaum vom üblichen und gewohnten Gehen. Im inneren Erleben ist
der Unterschied erheblich: Die Bewegungen sind flüssiger und weicher, der Körper
ist aufgerichtet ‘und’ entspannt, die Aufmerksamkeit ist konzentriert auf
die Füße bzw. Fußsohlen.
Meditatives Laufen entspricht in der Schnelligkeit etwa einem zügigen
Gehen. Innerlich ist jedoch das Gefühl "Laufen" da. Es entsteht, wenn
die Knie ein wenig (!) tiefer gesenkt werden und so bleiben.
Meditatives Gehen / Laufen ist für jeden geeignet, der gehen bzw. laufen
kann und daran interessiert ist, seine Lebensqualität zu verbessern.
Meditatives Gehen / Laufen ist
als Meditation in Bewegung ein Übungsweg, inneres Gleichgewicht und damit
harmonische Verbindung zu finden zwischen Spannung und Entspannung, Verstand und
Gefühl, Innen und Außen, Ich und Du (Partner, Umwelt). Diese Art der
konzentrativen Entspannung fällt vielen leichter, als andere Meditationsformen
(z.B. Zen, Sitzen und Konzentration auf den Atem). Im Meditativen Gehen /
Laufen geht es nicht nur um Entspannung, sondern auch um eine Verbesserung
der eigenen Lebensqualität, also Alltägliches 'jetzt' mit mehr Achtsamkeit zu
tun, das bewusster wahrzunehmen und dann auch zu genießen.
Es gilt: "Begleite jede Bewegung mit deinem Spüren! - Prüfe, ob dir das
so gut tut! - Verbessere ständig und im Rahmen deiner momentanen Möglichkeiten!"
Bewege dich
morgens -
wenn irgend möglich - in einem Park oder im Wald, an einem Ort also, der dir
angenehm ist. Die beste Zeit ist, wenn die Nacht geht und der neue Tag kommt.
Ich persönlich beginne um 7 Uhr, im Sommer manchmal auch etwas früher.
Meditatives Gehen etwa 1 Stunde (Minimum 1/2 Stunde), Meditatives
Laufen etwa 1 1/2 Stunden (Minimum 1 Stunde).
Bewege dich alleine oder zumindest schweigend, sonst ist die Konzentrationsfähigkeit
reduziert.
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Beobachte
dich zunächst selbst |
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wie du gehst (mehr mit Betonung der Fersen oder der Ballen, der Außenkanten
oder der Innenkanten, mehr schleppend, mit viel Krafteinsatz, abgehakt
oder mehr fließend, mit den Füßen leicht nach außen oder nach innen
usw.), |
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welchen Zustand dabei dein übriger Körper hat (Knie, Becken,
Haltung der Wirbelsäule, Schultern, Arme, Hände, Hals und Kopf, Mund und
Stirne), |
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wo deine Gedanken während des Gehens sind (ganz wo anders, Musik
im Ohr, Bedürfnis, über irgend etwas zu reden, bei der Arbeit, bei
Freunden, bei dem, was du möchtest oder über das du dich ärgerst, bei
den Pflichten, die dich erwarten, bei Problemen, beim Partner usw.), |
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ohne zu bewerten. - So machst du es jetzt! |
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Wie spürst du dich dabei? Wie fühlst du dich gerade? Wie würdest
du deine momentane Stimmung beschreiben? |
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Beginne erst jetzt, das Bisherige durch das Neue zu verändern bzw.
zu ergänzen. Nur so kannst du auch am Schluss überprüfen, ob es sich
gelohnt hat und wie du dich dann fühlst.
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Die Aufmerksamkeit
(Konzentration)
ist überwiegend Innen und da bei den Füssen bzw. Fußsohlen. Wenn die
Gedanken abschweifen und du es bemerkst, dann die Gedanken weiterziehen
lassen, wie Wolken am Himmel, und zu den Füssen zurückkehren. Niemals ärgern
oder sich selbst beschimpfen!
Sind es wichtige, vielleicht auch belastende Inhalte, die im Moment nicht
weggehen wollen, dann gibt es viele Möglichkeiten, wieder für inneren
Frieden zu sorgen: Du kannst mit dir selbst und deinem Unbewussten z.B. eine
Vereinbarung treffen: "Ich werde mir heute Abend, etwa um 18 Uhr, 1
Stunde Zeit nehmen und diese Inhalte gründlich durchdenken und klären. Ich
bitte dich, mein Unbewusstes, mich zu erinnern und zu unterstützen." Nun
kannst du während des Gehens / Laufens diese Gedanken loslassen und
dich ganz auf das Bewegen konzentrieren. -
Eine Hilfe kann es auch sein, immer wieder den Satz "Ich leben jetzt - in
diesem Augenblick!" zu wiederholen.
Die Bewegung der Füße
soll mehr und mehr ins Gleichgewicht kommen. Also je gleicher
Energieeinsatz durch das linke und durch das rechte Bein. Gleicher
Aufsetzdruck auf den Fersen und den Ballen. Gleiche Beteiligung der Außenkanten
und der Innenkanten, gleicher Körperausschlag nach links und nach rechts.
Zwischen Ballen großer Zeh und Ballen kleiner Zeh verläuft die Kraftlinie
der Bewegung. Gleichgültig, wie sie bisher verlaufen ist (Entenbewegung
oder nach innen gerichtet), sie sollte künftig mehr und mehr ‘gerade nach
vorne’ verlaufen. Das geht nur bewusst und indem der übrige Körper, vor
allem Becken und Schultern losgelassen werden und in ein leichtes Schwingen
hineinfinden dürfen.
Die Bewegung der Füße soll mehr und mehr zu einer gleichmäßig fließenden
Welle werden.
Der folgende Satz erinnert und kann das Gehen / Laufen erleichtern: "Ich
gehe / laufe weich, fließend, kraftvoll, nach vorne gerichtet und im
Gleichgewicht - jetzt!"
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Haltung
(Haltungs-Check)
Die weich abrollende Fußbewegung braucht die Ergänzung durch eine optimale
Körperhaltung.
Der aufgerichtete Körper soll sich, soweit das möglich ist, selbst tragen
und durch Zentrierung so wenig wie möglich Energie verbrauchen. Dafür
haben wir insbesondere die Wirbelsäule, die - bestmöglich aufgerichtet -
Wirbel über Wirbel sich selbst trägt. Jede Abweichung aus der Senkrechten
verbraucht zusätzliche Energie, weil Fehlhaltungen durch entsprechende
Muskelanspannungen ausgeglichen werden müssen (trägt zu Verspannungen
bei).
Im einzelnen: |
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Knie - beobachten: "Wie gehe ich üblicherweise - und für mich am
bequemsten?" Von dieser Position aus die Knie ein wenig (3 - 5 mm / dass
es als 'etwas anstrengender' spürbar ist) absenken und diese Position
beibehalten. |
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Becken - nach vorne schieben, dann nach hinten. Mit mehreren, langsamen und
sehr behutsamen Hin- und Her-Bewegungen die Mittelposition suchen, in der das
Becken fast senkrecht nach unten hängt - und loslassen. Zur Kontrolle
kurzfristig eine Hand hinten auf das Gesäß legen und spürend überprüfen.
- Das Becken darf in der Gesamtbewegung mitschwingen. |
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Wirbelsäule - ist aufgerichtet - Wirbel über Wirbel - wie ein Bauklötzchenturm
von Kindern. - Auch die Brustwirbelsäule. Dazu die Brust nach vorne schieben
(Brust raus) und dann in den Rundrücken wechseln. Diese Bewegungen mehrmals,
langsam und kleiner werdend wiederholen. Sich so allmählich an die Mitte
herantasten. In der Mitte steht dann auch die Brustwirbelsäule, so gut es
eben möglich ist, in der Senkrechten. |
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Schultern, Arme, Hände, Finger - hängen - und sind ganz weich und
entspannt. Wichtig: Nichts in den Händen halten (Handschuhe, Schlüssel,
Schirm usw.). Wenn es notwendig ist, dann solche Gegenstände am Körper
verstauen, so dass das Gleichgewicht nicht gestört wird. Besonders wichtig
auch: Arme hängen lassen - und ‘nicht’ angespannt anwinkeln (sowohl beim Gehen,
als auch beim Laufen). - Auch die Schultern dürfen in der
Gesamtbewegung mitschwingen. |
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Hals und Kopf - werden am gedachten Durchgangspunkt der Halswirbelsäule
durch die Schädeldecke von einem vorgestellten, elastischen Faden leicht nach
oben gezogen. Dabei geht das Kinn ein wenig in Richtung Brust. - Auch der Kopf
darf in der Gesamtbewegung mitschwingen. |
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Mund - Der Mund ist weich so weit geöffnet (das Unterkiefer hängt
dabei entspannt), dass die Zunge gut durch die Zähne ein- und ausfahren kann
(Vorstellung, jemandem die Zunge herauszustrecken). Auch das Unterkiefer darf
in der Gesamtbewegung mitschwingen. |
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Stirne - ist ganz entspannt. Sie dehnt sich in der Vorstellung von
einem Ohr zum anderen, bis zur Nasenspitze und bis zur Kopfmitte - und wird
damit ganz glatt und weich. |
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Gesicht - Das Gesicht ist weich, weit und hell. - In den Augen nistet
sich das eigene Lächeln ein, das sich nach und nach in den ganzen Körper
hinein ausbreitet. Spürbar! |
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Und nach diesem Haltungs-Check, der zwischendurch immer wiederholt
werden muss, kehrt die Aufmerksamkeit sofort wieder zurück zu den Füßen
bzw. zu den Fußsohlen, um dort weiter für eine fließende und weiche
Bewegung zu sorgen. |
4. Üben und
Anwenden
Nur das, was täglich angewendet
und damit geübt wird, wirkt und ist damit auch sofort verfügbar. - Meditatives
Gehen / Laufen sollte nicht nur täglich praktiziert, sondern auch untertags
bei jeder Bewegung, jeder Ortsveränderung, ja auch (im Prinzip) beim Stehen und
Sitzen, beim Rad- und Autofahren usw. bewusst eingesetzt werden.
Die Erfolge können sich sehen lassen!
5. Wirkungen
und Erfolgskontrolle
Meine knapp 20-jährige Erfahrung
zeigt, dass Meditatives Gehen / Laufen unter anderem mehr Bewusstsein und
Achtsamkeit, Gleichgewicht, innere und äußere Klarheit, das Erleben von mehr
Intensität, das Nachlassen von Verspannungen und Schmerzen und das Auflösen
oder Verbessern von Krankheitssymptomen fördert, weil so ‘spürbar’ bessere
Möglichkeiten gelernt und praktiziert werden, die eigene Energie einzusetzen
und mit sich selbst und der gegebenen Realität besser umzugehen. Gleichzeitig
nehmen Freude und Wohl-fühlen zu - alleine, mit dem Partner und mit anderen
zusammen.
Das alles und noch viel mehr ist möglich. - Doch es verlangt nicht nur das
konsequente Üben und Anwenden, sondern auch immer wieder das Herausfinden:
"Wie mache ich es besser?" und das ständige, sorgfältige
Beobachten: "Lohnt es sich so? Wird es tatsächlich besser? Bin ich mit den
Wirkungen zufrieden? Kann ich geduldig so weitermachen? Oder will ich probieren
und mein Verhalten verbessern?"
Meditatives Gehen / Laufen wirkt nicht nur entspannend auf den Körper,
sondern auch harmonisierend auf Geist und Seele.
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